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Karin Estermann | Sa, 16. November 2024 | Führung
Wer Feedback gibt, hat sich dafür entschieden, die Dinge zu verändern statt sie einfach hinzunehmen oder zu verlassen. Die Dinge verändern im Sinne von «problematische Situationen in tragfähige Lösungen zu wandeln» ist die erste Aufgabe von Führungskräften. Erfolgreiche Leader zeichnen sich dadurch aus, dass sie Dinge auch da zum Guten wenden können, wo andere scheitern. Was genau machen diese Führungskräfte anders?
Wirksame Führungskräfte beherrschen das Drei-Schritte-Feedback und/oder ähnliche Feedbackversionen aus dem Effeff heraus:
Schritt 1: Situation/Sachlage neutral erläutern
Schritt 2: Unvorteilhafte Auswirkungen darlegen
Schritt 3: Nach Lösung fragen
In der Praxis klingt das vielleicht so: «Ich bekomme regelmässig Reklamationen bezüglich der Qualität unserer Stellungnahmen. Das generiert viele Rückfragen. Die Vernehmlassung wird zurückgesetzt und wir haben doppelten Aufwand mit den Korrekturen. Wie können wir sicherstellen, dass die Qualität der Texte im Massengeschäft genauso stimmig ist wie im Spezialgeschäft?» Dieses einfache Feedback haben zwei Kursteilnehmende letzte Woche zusammen erarbeitet - toll, nicht?
Wer diese Feedbacktechnik beherrscht, schafft es meistens, dass sein Gegenüber nach ca. 30 Sekunden über Lösungen nachdenkt. Genau da wollen wir die Energie haben. In den allermeisten Fällen ist es nicht relevant, wer Schuld hat oder warum das Problem entstanden ist. Somit können wir diese anstrengenden Diskussionen ganz einfach weglassen. Nun gibt es allerdings zwei Störfaktoren, die unsere Feedback- Kompetenzen sabotieren:
Formulierungsfehler aufgrund eigener negativen Emotionen
Ärger, Frust, Enttäuschung und andere negativen Emotionen führen oft zu klassischen Fehlern in der Formulierung: «Du machst immer wieder zu viele Fehler in den Stellungnahmen des Massengeschäfts.» Du-Botschaften werden vom Feedback-Empfänger meistens als Vorwurf verstanden und Wörter wie «immer», «nie», «alles», «schon wieder» usw. machen Druck. Der Mitarbeitende wird nach diesem Feedback eher in die Defensive gehen als über Lösungen nachdenken.
Heimliche Verurteilung des Gegenübers oder dessen Verhalten
Haltungen und unterdrückte Emotionen drücken sich oft ganz unbewusst über unsere Stimme, Mimik und Gestik aus. Wer ein sauberes Feedback formuliert, jedoch heimlich (innerlich) das Gegenüber und/oder dessen Verhalten verurteilt, scheitert möglicherweise an der 7-38-55 Regel von Albert Mehrabian. Diese Regel besagt, dass bei nicht authentischen Botschaften zu 38 % auf die Stimme und zu 55 % auf Mimik und Gestik geschaut wird und nur zu 7 % auf die Wörter.
Willst du lieber Recht haben oder glücklich sein?
Wer überzeugt ist, dass seine negative Beurteilung des Mitarbeitenden oder dessen Verhalten wahr ist, übt ohne zu wollen Druck aus. Wenn der Mitarbeitende ein hohes Bewusstsein hat, wird er das vielleicht mit einem professionellen Feedback zurückmelden. Das wird wohl eher selten der Fall sein. Viel eher bewirkt der Druck, dass das Gegenüber aus seinem bewussten Handlungsspielraum fällt und mit Stress reagiert: Widerrede (Kampf), Ausweichen (Flucht) oder Nicht-Reaktion (Totstellen). Alle drei Varianten dienen dem ursprünglichen Ziel der Lösungsfindung nur mässig.
Wirksame Führungskräfte sind einerseits fähig, den Flow von positiven Bewertungen zu nutzen, indem sie gute Leistungen würdigen und lobend zurückmelden. Andererseits gelingt es ihnen, die scheinbar negativen Ereignisse in ihrer bewussten Einstellung so zu regulieren, d.h. zu neutralisieren, dass sie beim Gegenüber kein Abwehrverhalten erzeugen, sondern die gesamte Energie in das Finden von neuen, besseren und tragfähigeren Lösungen investiert werden kann.
Feedback ist ein Geschenk
Nun geht es auch noch darum, Feedback souverän entgegen zu nehmen. Hilfreich finde ich folgende Aussage, die ich irgendwo im Internet gelesen habe: Feedback ist ein Geschenk. Und Geschenke dürfen wir dankbar annehmen, freundlich zurückgeben oder heimlich wegwerfen. Wenn wir dem erhaltenen Feedback neutral begegnen, dann können wir zwischen allen drei Veranden frei wählen und sie funktionieren immer gut.
Das Leben ist nie falsch, unsere Bewertungen jedoch ab und zu.
Fazit: Unsere Bewertungen steuern massgebend unsere Kommunikation. Es ist unsere persönliche Entscheidung, ob wir an unseren Bewertungen festhalten und recht haben wollen oder ob wir darauf verzichten und uns ganz einfach auf die Lösung fokussieren. Mit einem gewissen Grad an Bewusstsein und Übung gelingt es uns immer einfacher, aus diesen alten Gewohnheiten auszusteigen und uns für eine offene und neutrale Haltung zu entscheiden. Aus diesem Grund trainieren wir in unseren Seminaren stetig Bewusstsein und Haltung, weil dadurch sowohl unsere Führungsarbeit wie auch unser privates Leben einfacher gelingt.
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